Sprechhandlung und deren praxis in den deutschen werbeslogans im bereich der kosmetik und lebensmittel

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Nội dung tài liệu: Sprechhandlung und deren praxis in den deutschen werbeslogans im bereich der kosmetik und lebensmittel

NATIONALUNIVERSITÄT HANOI FREMDSPRACHENHOCHSCHULE FAKULTÄT FÜR POST-GRADUIERTE TRẦN THI ̣HUYỀN TRANG SPRECHHANDLUNG UND DEREN PRAXIS IN DEN DEUTSCHEN WERBESLOGANS IM BEREICH DER KOSMETIK UND LEBENSMITTEL HÀNH VI NGÔN NGỮ VÀ ỨNG DỤNG TRONG KHẨU HIỆU QUẢNG CÁO ĐỨC VỀ MỸ PHẨM VÀ THỰC PHẨM Masterarbeit Studienfach: Germanistik Studienfachnummer: 60220205 Hanoi - 2015 NATIONALUNIVERSITÄT HANOI FREMDSPRACHENHOCHSCHULE FAKULTÄT FÜR POST-GRADUIERTE TRẦN THI ̣HUYỀN TRANG SPRECHHANDLUNG UND DEREN PRAXIS IN DEN DEUTSCHEN WERBESLOGANS IM BEREICH DER KOSMETIK UND LEBENSMITTEL HÀNH VI NGÔN NGỮ VÀ ỨNG DỤNG TRONG KHẨU HIỆU QUẢNG CÁO ĐỨC VỀ MỸ PHẨM VÀ THỰC PHẨM Masterarbeit Studienfach: Germanistik Studienfachnummer: 60220205 Betreuerin: Dr. Dörte Lütvogt Hanoi - 2015 ERKLÄRUNG Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbständig verfasst habe. Für meine Arbeit entnahm ich auch die Angaben sowie Zitate aus verschiedenen Büchern und Quellen, die im Literaturverzeichnis angegeben sind. Hanoi, 2015 Trầ n Thi Huyề ̣ n Trang i VORWORT Im Rahmen meiner Abschlussarbeit befasse ich mich mit dem Thema Sprechakttheorie und deren Praxis in deutschen Werbeslogans aus dem Bereich der Kosmetik und Lebensmittel. An dieser Stelle möchte ich bei meinen Eltern dafür danken, dass sie mein langjähriges Studium unterstützt haben. Mein besonderer Dank gebührt Frau Dr. Dörte Lütvogt und Frau Dr. Le Tuyet Nga, die durch ihre Betreuung und Hilfe diese Arbeit erst ermöglicht haben. Ich bedanke mich bei Herrn Prof. Dr. Christian Fandrych, Frau Prof. Dr. Karen Schramm und Frau Katharina Herzig, die mir ein Forschungsstipendium für Recherchen zu meiner Arbeit bewilligt haben. Bedanken möchte ich auch bei allen Dozenten und Kommilitonen, die mir beim Studium und bei der Masterarbeit geholfen haben. Das sind Frau Pham Thu Phuong, Luu Trong Nam. ii INHALTVERZEICHNIS VORWORT ....................................................................................................................................... ii Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen:....................................................................................... v 0. EINLEITUNG ............................................................................................................................ 1 Problemstellung .................................................................................................................................. 1 Zielsetzung und Fragestellung ............................................................................................................ 2 Methode und Vorgehensweisen .......................................................................................................... 3 I. THEORETISCHE GRUNDLAGEN .......................................................................................... 4 1. Was versteht man unter der Sprechakttheorie? ...................................................................... 4 2. Sprechakte .............................................................................................................................. 4 3. Verhältnis der Teilakte zueinander ........................................................................................ 7 4. Sprechaktregeln ...................................................................................................................... 8 4.1. Glückensbedingungen .................................................................................................... 9 4.2. Gebrauchsregeln der illokutionären Indikatoren .......................................................... 15 5. Sprechaktklassifikation ........................................................................................................ 16 5.1. Die Kriterien von Searle............................................................................................... 16 5.2. Fünf Klassen der Illokutionären Akte von Searle ........................................................ 17 6. Zuordnungstypen der Sprechakte ......................................................................................... 28 6.1. Direkter Sprechakt ....................................................................................................... 28 6.2. Indirekter Sprechakt ..................................................................................................... 32 7. Slogans und die Rolle in der Kommunikation ..................................................................... 36 7.1. Begriffserklärung: Slogan ............................................................................................ 36 7.2. Slogans und ihre Bedeutungskraft................................................................................ 36 7.3. Unterschied zwischen Slogans und Schlagzeilen......................................................... 37 7.4. Funktionen von Werbeslogans ..................................................................................... 38 II: PRAKTISCHER TEIL: ANALYSE VON WERBESLOGANS IM BEREICH DER KOSMETIK UND LEBENSMITTEL .............................................................................................. 41 1. Analyse der Sprechakttypen in den Werbeslogans .............................................................. 42 1.1. Assertiva........................................................................................................................... 43 1.2. Direktiva (Fragen) ............................................................................................................ 45 1.3. Direktiva als Empfehlungshandlung ................................................................................ 45 1.4. Expressiva ........................................................................................................................ 47 2. Perlokution und die Wirkung am Beispiel deutscher Werbeslogans ................................... 47 2.1. Situative Aspekte/ inszenierte Situationen ....................................................................... 49 iii 2.2. Sprachliche Abweichungen: Wort- und Sprachspiele ........................................................... 53 3. Qualitative Analyse von indirekten Sprechakte in den Werbeslogans ................................. 56 FAZIT ............................................................................................................................................... 61 Literaturverzeichnis .......................................................................................................................... 63 ANHANG ........................................................................................................................................... I iv Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen: Tab.1: Bestandteile der Sprechhandlung nach Austin und Searle 5 Tab.2: Unterschied zwischen implizit und explizit performativ 6 Tab. 3: Glückensbedingungen für den Vollzug des illokutionären Sprechakts Versprechen 14 Tab.4: Searles Regeln für den Vollzug eines Versprechens 16 Tab.5: illokutionäre Oberklassen nach Searleschen Kriterien 18 Tab.6: Illokutionskraftfamilien mit sprechhandlungsbezeichnenden Ausdrücken 27 Abbildung 1: Über – und untergeordnete Sprechaktkategorien 29 Abbildung 2: die Ausdrucksmöglichkeiten der direkten Sprechakte nach der Beschreibung von Weigand 31 Abbildung 3: Werbeanzeige von Knorr 38 Abbildung 4: Prozess der Kommunikation 40 Abbildung 5: Untersuchungsfelder von Perlokution im Bereich der Werbung 49 Diagramm 1: Anteile (in %) an Sprechakttypen nach Searle 42 Diagramm 2: Konstellationen von situativen Aspekten in Werbeslogans 51 Diagramm 3: Wort- und Sprachspiele 54 v 0. EINLEITUNG Problemstellung Pragmatik ist ein vitales Teilgebiet der Sprachwissenschaft, das sich mit der Verwendung der Sprache bzw. mit sprachlicher Handlung innerhalb eines bestimmten Kontextes beschäftigt. Neben zahlreichen anderen Aspekten kommt der Sprechakttheorie eine zentrale Bedeutung zu. Sprechakttheorie ist jene Teiltheorie einer umfassenden Akt- und Handlungstheorie, die es mit sprachlichen Handlungen zu tun hat. Bei der Sprechakttheorie handelt es sich um eine umfassende und umfangreiche Theorie, die auf den Theorien von zwei englischen Sprachphilosophen basiert, die einen wichtigen linguistischen Grundstein gelegt haben: John Langshaw Austin (1911-1960) als Begründer der Sprechakttheorie mit seiner bekannten Vorlesung „How to do thing with words“ und John Rogers Searle (1932) mit dem Buch „Speech acts“. Darüber hinaus beschäftigt sich die Arbeit mit den Auffassungen von anderen Autoren wie Meibauer, Heringer, Levinson etc. Für den Begriff Sprechakt oder Sprechhandlung existieren verschiedene Auffassungen. Searle hat die Hypothese, „dass der Sprechakt die Grundeinheit der Kommunikation ist, deutet zusammen mit dem Prinzip der Ausdruckbarkeit darauf hin, dass eine Reihe von analytischen Beziehungen besteht zwischen dem Sinn von Sprechakten; dem, was der Sprecher meint; dem, was der geäußerte Satz (oder ein anderes sprachliches Element) bedeutet; dem, was der Sprecher intendiert, dem, was der Zuhörer versteht; und den Regeln, die für die sprachlichen Elemente bestimmend sind“1. In Austins Vorlesung basiert das Verständnis von Sprechakt hauptsächlich auf der sprachphilosophischen Theorie der Sprechakte zur Erklärung der Frage, was man unter dem Gebrauch einer Äußerung versteht. Diese zwei Theorien werden allgemein hoch geschätzt und sind als grundlegend für spätere Untersuchungen auf der Ebene der Sprechakttheorie anzusehen. 1 Searle, 1983:36f 1 Neben zahlreichen Anwendungsbereichen gerät die Sprechakttheorie im Bereich der Werbung in den Blick. In der vorliegenden Arbeit sollen Sprechhandlungen anhand von Werbeslogans aus den Bereichen Nahrungsmittel und Kosmetik näher untersucht werden. Ich kenne mich persönlich gut mit diesen Bereichen aus und es besteht eine große Bandbreite von Slogans bezüglich der genannten Themenbereiche. Das im Anhang beigefügte Korpus besteht aus 109 Werbeslogans aus Printausgaben von Zeitungen oder Zeitschriften, aus Internetquellen, die im Praxisteil dieser Arbeit analysiert werden. Das Korpus zeigt einen kleinen Ausschnitt der Werbewirklichkeit im Zusammenhang mit Sprechhandlungen und macht die sprachlichen Strategien der Werbung erkennbar. Alle Slogans in dem Korpus gehören zu den besonders häufig beworbenen Bereichen Lebensmittel bzw. Kosmetik, an denen insbesondere Frauen ein großes Interesse haben. Die vorliegende Masterarbeit ist eine Einführung in die linguistische Sprechhandlungstheorie und die Praxis zur Analyse der Werbeslogans. Der theoretische Teil der Arbeit setzt sich mit der Frage „Worauf beziehen sich die Handlungen?“ auseinander. Es werden die wichtigen Begriffe eingeführt und das Verhältnis zwischen den Sprechhandlungen wird dargestellt. Außerdem wird die Klassifikation von Sprechhandlungen behandelt und eine Antwort auf die Frage gegeben, welche Grundtypen von sprachlichen Handlungen sich unterscheiden lassen. Im praktischen Teil soll die Sprechakttheorie im Rahmen einer Analyse von deutschen Werbeslogans aus dem Bereich der Nahrungsmittel und Kosmetik angewendet werden. Zielsetzung und Fragestellung Sprechakttheorie oder Sprechhandlung steht im Mittelpunkt und gilt als Meilenstein der linguistischen Pragmatik. Neben den Theorien von Searle und Austin als Grundlage für weitere Forschungen wird dieses Thema von vielen Linguisten in Rücksicht genommen. Diese Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten, das Verhältnis der Teilakte wie Lokution, Illokution oder Perlokution besser zu verstehen und ihre Bedeutung in der 2 Praxis konkreter ermessen zu können. Im Praxisteil sollen daher Werbeslogans im Rückgriff auf das Begriffsinstrumentarium der Sprechakttheorie analysiert werden. Es liegt klar auf der Hand, dass Werbung unseren Alltag begleitet. Auf Litfaßsäulen, an Bushaltestellen, in der Tageszeitung, im Fernsehen wird jeder damit konfrontiert, sobald er die Augen aufschlägt. Wie und warum beeinflusst sie uns? Da Sprache von den Werbern als Mittel der Einflussnahme benutzt wird, soll erörtert werden, wie Manipulation durch Sprache gelingt. Folgenden Fragen werden in die Arbeit behandelt:  Was versteht man unter Sprechakt oder Sprechhandlung?  Wie können die Teilakte hinsichtlich der Sprachtheorien analysiert werden und wie kann man die Sprechhandlungen klassifizieren?  Wie lassen sich Werbeslogans mit den Begriffen der Sprechakttheorie analysieren und welche Werbestrategien werden in den ausgewählten Werbeslogans aus den Bereichen Lebensmittel und Kosmetik erkennbar? Methode und Vorgehensweisen Im ersten großen Teil der Arbeit sollen die grundlegenden Theorien zu den Begriffen „Sprechakt“ und „Sprechhandlung“ dargestellt und diskutiert werden. Dabei sollen nicht nur die Auffassungen der Klassiker der Sprechakttheorie (Austin und Searle), sondern auch ihre neueren Entsprechungen in den Theorien zeitgenössischer Linguisten behandelt werden. Die konkreten Kriterien und die Sichtweisen der Wissenschaftler zum Sprechakt sollen verglichen und zugleich herausgefiltert werden. Durch eine Zusammenfassung in Form einer Tabelle mit Beispielen sollen die Verhältnisse zwischen Aspekten verdeutlicht werden. Im praktischen Teil der Arbeit werden die Werbeslogans aus dem Korpus mit dem Begriffsinstrumentarium der Sprechakttheorie und anhand des Leitfadens über die Werbesprache von Nina Janich sowohl quantitativ als auch qualitativ analysiert. 3 I. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 1. Was versteht man unter der Sprechakttheorie? Sprechhandlungstheorie, die ihren Ursprung in der englischen Ordinary Language- Philosophy hat, wird als Theorie des Sprachgebrauchs angesehen. Für diese philosophische Richtung legen Wittgenstein2, Austin3 und Ryle4 den Meilenstein und gelten als Begründer der Sprechhandlungstheorie. Die Sprechhandlungstheorie untersucht vor allem den Gebrauch der sprachlichen Formen in der Kommunikation und versucht den Gebrauch von sprachlichen Mitteln. Diese Theorie zählt zu den wesentlichen Theorieansätzen in der modernen Sprachwissenschaft: Dies sind der Strukturalismus als Theorie des Sprachsystems, die generative Linguistik als Theorie der Sprachkompetenz und die Sprechhandlungstheorie. Hindelang vertritt die These, dass die Sprechhandlungstheorie den Handlungscharakter der Sprache betont. Dies führt also zu dem Gegensatz zwischen „tun“ und „sprechen“ für die Sprechhandlung und es geht darum, was als praktische und was als sprachliche Handlungen verstanden werden kann.5 Nach der Bewertung von Hindelang verleiht die Sprechakttheorie der Linguistik besonderes Gewicht, weil damit eine revolutionäre Entwicklung und ein Paradigmenwechsel begonnen haben. 2. Sprechakte Sprechakt ist eine sprachliche Handlung, wobei das wesentliche Merkmal einer Handlung darin besteht, dass sie mit einer bestimmten Intention verbunden ist6. Dadurch können die Hörer je nach der Interpretation die Wahrheit, das Missglücken bzw. den Erfolg der Handlung beurteilen. Innerhalb seiner Vorlesungsinhalte unterscheidet Austin beim Sprechakt 3 Teilakte: den lokutionären Akt, den illokutionären Akt und perlokutionären Akt. 2 Ludwig Wittgenstein (1889-1951) 3 John Langshaw Austin (1911-1960) 4 Gibert Ryle (1900-1976) 5 Vgl. Hindelang 2004: 6 6 Vgl. Meibauer 2001: 84 4 Währenddessen unterteilt Searle den Begriff Sprechakt in vier Teilakte: den Äußerungsakt, den propositionalen Akt, den illokutionären Akt und den perlokutionären Akt. Dies soll in der folgenden Tabelle veranschaulicht werden: Austin Searle Lokutionärer - phonetischer Akt: man äußert etwas durch die Äußerungsakt Akt Laute/ Lautketten - phatischer Akt: man äußert etwas nach grammatischen Regeln unter Verwendung von Wörtern und syntaktische Strukturen - rhetischer Akt bezieht sich auf Propositionaler Akt + bestimmte Objekte in der Welt + Referenz + ausgesagte Eigenschaft der Objekte + Prädikation Illokutionärer Akt: man zeigt, was man mit einer Handlung Illokutionärer bezweckt wie Frage, Bitte, Warnung, Empfehlung, Drohung Akt Perlokutionärer Akt: bestimmte Wirkung, die durch den Sprechakt Perlokutionärer erzielt wird z.B.: aufklären, belehren, überzeugen, anregen Akt Tab. 1: Bestandteile der Sprechhandlung nach Austin und Searle (eigene Tabelle) Nach Searle und Austin ist zu erkennen, dass der illokutionäre Akt in jedem Satz die zentrale Rolle spielt. Dabei prägte Searle den Terminus „illokutionäre Indikatoren“ als sprachliche Mittel in einem Satz, an denen sich die illokutionäre Akte unmittelbar erkennen lassen. Zu den illokutionären Indikatoren zählen die 5 performativen Verben, Satztypen, der Verbmodus, Modalverben, Satzadverbien, Modalpartizipien und Intonation/ Interpunktion.7 Der wichtigste Indikator sind die explizit performativen Verben, die die Handlung bezeichnen, die mit dem Aussprechen des Verbs unmittelbar vollzogen wird und die meistens in der 1. Person Singular Indikativ aktiv Präsens erscheinen. Zur Erkennung dieses Verbs ist der „hiermit-Test“ nutzbar. Hiermit könnte als token- reflexive Einheit oder ein Performativitätsindikator verstanden.8 Dazu gehören einige Verben wie beispielweise: taufen, entschuldigen, versprechen, raten z.B.: Ich verspreche dir hiermit, am Samstag dort anzukommen (VERSPRECHEN) Ich verspreche ihm (*hiermit), am Samstag dort anzukommen (BEHAUPTUNG) Einen Sprechakt explizit performativ zu vollziehen heißt, das zu tun, wovon man spricht. Den Unterschied zwischen „explizit performativ“ und „implizit performativ“ hat Staffeldt zusammengefasst:9 Explizit performativ Implizit performativ Ausdrucksweise macht klar, welche Es wird nicht unmittelbar expliziert, Handlung mit der Äußerung welche Handlung mit der Äußerung vollgezogen wird. vollgezogen wird. Bsp.: Ich verspreche dir, dass ich Bsp.: Ich werde wiederkommen wiederkomme. Tabelle 2: Unterschied zwischen implizit und explizit performativ Nach Rolf bilden illokutionäre Kräfte den Hauptgegenstand der illokutionären Logik. Illokutionskräfte werden dabei wie folgt definiert: „Illokutionskräfte sind Eigenschaften sprachlicher Handlungen. Was Illokutionskraft genannt wird, ist ein Bedeutungs- oder Sinnaspekt von Äußerungen, man kann auch sagen, dass deren jeweilige Funktion gemeint ist, wenn von illokutionären Kräften die Rede ist.“10 (Rolf 1997: 7) 7 Vgl. Staffeldt 2009: 27 8 Vgl. Staffeldt 2009: 26 9 Vgl. Staffeldt 2009: 28 6 Der Begriff der Perlokution stammt von Austin und wurde weiterentwickelt. Die Perlokution wird bisher nur allgemein als der Akt definiert, der die Wirkung der sprachlichen Äußerung auf den Rezipienten meint. In der Werbung spielt die Wirkung auf den Rezipienten eine wichtige Rolle. Der Begriff „perlokutionärer Akt“ ist jedoch umstritten, weil das eigentlich keine Handlung, sondern nur die Wirkung bzw. der Effekt einer Handlung ist – den der Sprecher aber niemals hundertprozentig beeinflussen kann. Es ist schwierig zu bewerten, wie die Reaktion eines Rezipienten auf eine Werbeanzeige aussieht, weil dies von verschiedenen Faktoren wie den Bedürfnissen des Rezipienten oder der Qualität des Produktes abhängt. 3. Verhältnis der Teilakte zueinander Searle hat in seiner Aktlehre wesentliche Bezugswörter der drei Akte kurz zusammengefasst: der lokutionäre Akt bezieht sich auf alles, was am Zustandekommen von Bedeutung beteiligt ist, der illokutionäre Akt auf die Sprachhandlung des Sprechers im Zusammenhang mit dem Äußerungsakt und der perlokutionäre Akt auf die Wirkung der sprachlichen Äußerung auf den Hörer.11 Das Verhältnis der Teilakte lässt sich genauso wie ein natürlicher Reflex der Menschen in einer bestimmten Situation nachvollziehen. Man erkennt die Information durch Wörter und ihre grammatischen Regeln (Äußerungsakt), in denen das Objekt (Referenz) und der umfassende Inhalt (Prädikation) benannt werden, und mit dem Gesagten ist eine bestimmte Intention (Illokution) verbunden. Ob der perlokutionäre Akt (intendierte Wirkung) erfolgreich ist oder nicht, hängt unmittelbar davon ab, wie das Gesagte analysiert und verstanden wird. Beispiel: Hätte ich doch nicht Betriebswirtschaftslehre als Hauptfach gewählt! - Äußerungsakt: phonetisch und wörtlich - Propositionaler Akt: Referenz (Ich) und Prädikation (BWL auswählen) 10 Rolf 1997: 7 11 Vgl Staffeldt 2009: 43 7 - Illokutionärer Akt: Bereuen, Mitteilung → illokutionäre Indikatoren: Interpunktion (!), Konjunktiv II und Modalpartikel „doch“, „nicht“ - Perlokution: der Hörer soll glauben, dass der Sprecher seine Wahl bereut und das Fach wechseln will Die Perlokutionen sind deutlich von den Illokutionen abzugrenzen. Der große Unterschied zwischen Illokution und Perlokution liegt in dem Zusammenhang zwischen den Absichten und den Äußerungsformen. Während die Illokutionen sowohl implizit als auch explizit vollziehbar sind, werden die Perlokutionen nicht explizit performativ vollzogen. In der Tatsache stehen keine Mittel des Sprachsystems zum Vollzug einer perlokutionären Handlung zur Verfügung, sondern kommt auf die Rückzugsmöglichkeit des Sprechers bzgl. der Interpretation einer Handlung an. 4. Sprechaktregeln In der alltägigen Kommunikation werden die sprachlichen Handlungen bzw. Sprechakte intuitiv benutzt, d.h. man benutzt sie, ohne sich wirklich darüber Gedanken zu machen, sondern mehr aus Instinkt heraus. Allerdings widmete sich John Searle der Untersuchung von Sprechaktregeln, die auf Austins Glückensbedingungen basierten. Durch Aufstellung solcher Glückensbedingungen lässt sich feststellen, ob ein Sprechakt bzw. seine Illokution erfolgreich ausgeführt ist. Die illokutionären Indikatoren zum Ausdruck einer bestimmten Illokution können wiederum erst eingesetzt werden, wenn die Glückensbedingungen erfüllt sind. Hierbei handelt es sich um Gebrauchsregeln der illokutionären Indikatoren. Searle geht davon aus, dass die Sprechaktregeln somit aus den Glückensbedingungen und den Gebrauchsregeln der illokutionären Indikatoren bestehen.12 Regeln für den Vollzug von Sprechakten und für die Interpretation sind Handlungsanleitungen zur Analyse der Sprechhandlungen. Zur Erweiterung von 12 Searle 1998 8 Searles Regelsystem hat Kornwachs die Regeln und deren Problem analysiert und geht davon aus, dass ein Sprechakt geglückt ist, wenn er die richtige Interpretation erfährt. Er betrachtet den Sprechakt als Einheit des kommunikativen Handels von Sprecher und Hörer. Der Begriff Axiom wird eingeführt und betrifft vor allem den Vollzug einer Handlung. Searle hat sich in seinem Buch mit der Frage nach der Regelhaftigkeit illokutionärer Akte beschäftigt. Harras hatte die wichtigen Gründe für die Regelformulierung gezeigt.13 Dazu gehören die wichtigen Punkten: - Erstens, die Vorschläge für Regelformulierung haben eine enorme Wirkung auf Untersuchungen von Sprechakten - Zweitens, an den Searlchen Regeln lassen sich die Schwierigkeiten aufzeigen, wenn man Regeln für jeweilige Sprecher und Adressanten formulieren will - Drittens, Searlchen Regel eignen sich besonders gut an alle Illustration der Austinschen These, dass Sprecher immer mehr ist als nur ein paar Wörter sagen. Es lässt sich feststellen, dass die Vorschläge für Regelformulierungen eine enorme Wirkung auf Untersuchungen von Sprechakten auf pragmatischer Ebene haben und die Schwierigkeiten solcher Regeln gut aufgezeigt werden. Für indirekte Formulierungen steht meistens kein konventionales Verfahren zur Verfügung. Dies bedeutet nicht, dass sich zum Vollzug der illokutionären Akte kein konventionales Verfahren ausmachen lässt, sondern unterscheidet sich durch verschiedene konventionale Regel voneinander. Im folgenden Teil beschäftigen wir uns mit der Frage, unter welchen Bedingungen ein Kommunikationsversuch zustande kommt und als gelungen zu betrachten ist. 4.1. Glückensbedingungen Der wichtigste Teilakt eines Sprechaktes ist der Illokutionsakt. Dieser Akt drückt aus, um welche Art des sprachlichen Handels es sich handelt, zum Beispiel: 13 Harras 2004: 209f 9 Ich verspreche dir, morgen pünktlich da zu sein. (Illokutionsakt = Versprechen) Ich danke Ihnen für die Korrektur! (Illokutionsakt = Danken) In Searles Untersuchung wird die Ausgangsfrage aufgeworfen: „Welche Bedingungen sind notwendig und hinreichend, damit der Akt des Versprechens mittels der Äußerung eines gegebenen Satzes erfolgreich und vollständig vollzogen wird?“.14 Austin hatte gesagt, dass es für illokutionäre Akte ein konventionales Verfahren geben müsste, das festlegt, als was eine Äußerung in einer bestimmten Situation/ Konzept gelten soll. Die Behauptung lässt sich in dieser allgemeinen Form nur für explizit performative Äußerung aufrechterhalten.15 Nun wird nur der Illokutionsakt Versprechen zur Erläuterung der Glückensbedingungen benutzt. Natürlich gibt es für andere illokutionäre Akte auch Glückensbedingungen, aber es könnte auch sein, dass unterschiedliche Glückensbedingungen für verschiedene Illokutionsakte gelten. Auf dem Weg zur Analyse fragt Searle nach den notwendigen Bedingungen für den Vollzug der Handlung und ist der Auffassung, dass gewisse Glückensbedingungen zur erfolgreichen Einlösung eines Versprechens erfüllt werden müssen. Die Bedingungen werden von Searle formuliert: „wenn ein Sprecher S im Beisein eines Zuhörers H einen Satz T äußert, dann verspricht er dem Zuhörer H durch die wörtlich gemeinte Äußerung von T richtig und aufrichtig, dass p, dann und nur dann, wenn die folgenden Bedingungen (1)-(9) erfüllt sind“.16 (1) „Es herrschen normale Eingabe- und Ausgabe-Bedingungen“17 Bedingungen der normalen Eingabe und Ausgabe (normal input and output condition) gelten als Vorrausetzung für sinnvolles Sprechen und Verstehen. Sie gehören zu den allgemeinen Bedingungen und sind ein entscheidender Faktor in der 14 Searle, 1998 15 Vgl. Harras 2004: 209 16 Searle 1971 zitiert nach Hindelang 2004:85 17 Vgl. Searle 1974, zitiert nach Staffeldt 2009: 54 10 Kommunikation. Normale Eingabe- und Ausgabe-Bedingungen liegen z. B. nur dann vor, wenn die beteiligten Personen nicht taub, nicht stumm, nicht betrunken oder auf andere Weise unzurechnungsfähig sind. Hinzu kommen Bedingungen, die das lexikalische Wissen betreffen; Bedingungen, die die Präsuppositionen von Sprechern und Hörern angehen, und kontextuelle Bedingungen. Unter lexikalischem Wissen kann man verstehen, dass Sprecher und Hörer eine gemeinsame Sprache beherrschen und einen gemeinsamen Wortschatz haben. Damit die Bedingungen bezüglich der Präsuppositionen erfüllt sind, muss das Wissen um die institutionellen Regeln des verbalen und nonverbalen Verhaltens und den Kontext des Gesprächs übereinstimmen. Zu den kontextuellen Bedingungen gehört, dass die devianten Diskurse wie Schauspiel oder Witze vermieden werden müssen.18 (2) In der Äußerung von T drückt S die Proposition aus, dass p“ (3) Indem S ausdrückt, dass p, prädiziert S einen zukünftigen Akt A von S19 Die Bedingungen des propositionalen Gehalts thematisieren beim Versprechen eine zukünftige Handlung des Sprechers in der Proposition. Die Regel des propositionalen Gehalts kann dadurch verletzt werden, dass der Hörer aus der Kenntnis der Situation heraus die Variablen nicht bestimmen und die Proposition nicht explizit interpretieren kann. Mit anderen Worten ist ein Versprechen keines, bei welchem dem Hörer nicht klar ist, was ihm eigentlich versprochen wird. (4) H würde es lieber sehen, wenn S A ausführt, als wenn er es unterlässt, und S glaubt, dass es H vorziehen würde, wenn S A ausführt, als wenn er dies unterlässt.20 (5) Es ist sowohl für S als auch für H nicht offensichtlich, dass S bei normalem Verlauf der Ereignisse A ausführen wird21 18 Kornwachs 1976: 99 und Graefen 2012: 247 19 Searle 1971:88 20 Searle 1971: 89 21 Searle 1971: 91 11 Die Bedingungen (4) und (5) werden als Einleitungsbedingungen bezeichnet. Wenn der Sprecher wissentlich etwas verspricht, was der Hörer auf keinen Fall will, handelt es sich nicht um ein Versprechen (sondern um eine Drohung). Und wenn der Sprecher etwas verspricht, was auch ohne dieses Versprechen geschehen würde, ist das ebenfalls kein Versprechen. (6) S beabsichtigt A zu tun Diese Bedingung gilt beim Akt des Versprechens als die wesentliche Bedingung. Wesentliche Bedingungen sind dasjenige Merkmal, dass eine Illokutionsfamilie von den anderen unterscheidet. Eine Verletzung der wesentlichen Bedingung liegt beim Akt des Versprechens vor, wenn der Hörer aus der Kenntnis des Charakters des Sprechers weiß, dass dieser zur Ausführung der versprochenen Handlung in Wirklichkeit nicht willig oder fähig ist. Die wesentliche Regel beim Versprechen liegt im Eingehen einer Verpflichtung. (7) Es liegt in der Absicht von S, sich mit der Äußerung von T zur Ausführung von A zu verpflichten Diese Bedingung wird als „Aufrichtigkeitsbedingung“ bezeichnet. Dabei geht es um das Vorhandensein eines bestimmten psychischen Zustandes – der festen Absicht, das Versprechen auch einzuhalten. Der Akt des Versprechens ist nicht vollzogen, wenn die Aufrichtigkeitsbedingung nicht erfüllt ist. (8) S beabsichtigt (I - i), bei H die Erkenntnis (K) zu bewirken, dass die Äußerung von T als S’ Übernahme der Verpflichtung zur Ausführung von An anzusehen ist. S beabsichtigt, K durch die Erkenntnis von (I – i) zu bewirken, und es liegt in seiner Absicht, dass I – i auf Grund von (mittels) Hs Kenntnis der Bedeutung von T erkannt wird.22 22 Searle 1971: 93 12 (9) Die semantische Regeln des Dialekts, den S und H sprechen, sind von solcher Beschaffenheit, dass T korrekt und aufrichtig nur dann geäußert wird, wenn die Bedingungen von (1) – (8) erfüllt sind.23 Diese semantischen Regeln gehören nach Searle zu den notwendigen und hinreichenden Voraussetzungen. Allerdings können semantische Regeln nur dann befolgt werden, wenn die vorher genannten Bedingungen erfüllt sind. Das folgende Schaubild (auf der nächsten Seite) gibt einen Überblick über die Bedingungstypen Glückensbedingungen für den Vollzug des illokutionären Sprechakts Versprechen24 1. Normale Eingabe- und Ausgabebedingungen (normal input and (allgemeine Bedingungen) output conditions) 2. Gegenstand des Versprechens muss deutlich sein Bedingung des 3. propositionaler Gehalt des propositionalen Gehaltes Versprechens bezieht sich auf die Spezielle Bedingungen für Illokution Zukunft 4. das Versprochene ist im Interesse des Hörers Einleitungsbedingungen 5. das Versprochene wird nicht offensichtlich sowieso eintreten 6. feste Absicht des Sprechers, das Aufrichtigkeitsbedingung Versprochene einzulösen 7. Sprecher verpflichtet sich, das Wesentliche Bedingung 23 Searle 1971: 94 24 Searle 1971: 95f 13

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